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Soll- und Istversteuerung

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Mar 25, 2025

Mar 25, 2025

16 min read

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Was sind Sollversteuerung und Istversteuerung?

Soll- vs. Istversteuerung: Vor- und Nachteile, Anwendung und Wechselmöglichkeiten für Unternehmen. Ein Leitfaden zur Umsatzsteuerwahl.

Soll- vs. Istversteuerung: Vor- und Nachteile, Anwendung und Wechselmöglichkeiten für Unternehmen. Ein Leitfaden zur Umsatzsteuerwahl.

Vorteile und Nachteile der Soll- und Istversteuerung

Vorteile der Sollversteuerung

Die Sollversteuerung bietet mehrere Vorteile für Unternehmen, die regelmäßig Rechnungen ausstellen und Zahlungen erhalten. Zu den wichtigsten Vorteilen gehören:

  • Planungssicherheit: Unternehmen können ihre Umsatzsteuerverpflichtungen besser planen, da die Steuer sofort bei Rechnungsstellung fällig wird.

  • Steuerliche Vorteile: Bei der Sollversteuerung können Unternehmen die Vorsteuer sofort abziehen, was zu einer schnelleren Liquiditätsverbesserung führen kann.

  • Transparenz: Die Sollversteuerung bietet eine klare Übersicht über die fällige Umsatzsteuer, da die Steuerbeträge bereits bei der Rechnungsstellung erfasst werden.

Nachteile der Sollversteuerung

Obwohl die Sollversteuerung Vorteile bietet, hat sie auch einige Nachteile:

  • Liquiditätsprobleme: Unternehmen müssen die Umsatzsteuer abführen, auch wenn die Zahlung vom Kunden noch nicht eingegangen ist, was zu Liquiditätsengpässen führen kann.

  • Verwaltungsaufwand: Die Verwaltung der Sollversteuerung kann aufwendiger sein, da Unternehmen die Umsatzsteuer für alle ausgestellten Rechnungen im Auge behalten müssen.

  • Risiko von Steuerforderungen: Sollte ein Kunde nicht zahlen, hat das Unternehmen die Umsatzsteuer bereits abgeführt, was zu einem finanziellen Verlust führen kann.

Vorteile der Istversteuerung

Die Istversteuerung hingegen hat ihre eigenen Vorteile:

  • Verbesserte Liquidität: Unternehmen müssen die Umsatzsteuer erst abführen, wenn sie die Zahlung vom Kunden erhalten haben, was die Liquidität verbessert.

  • Geringerer Verwaltungsaufwand: Unternehmen müssen sich weniger um die Umsatzsteuer kümmern, da sie nur für tatsächlich erhaltene Zahlungen Steuern abführen müssen.

  • Schutz vor Zahlungsausfällen: Bei der Istversteuerung besteht ein geringeres Risiko, da die Steuer nur fällig wird, wenn das Geld tatsächlich eingegangen ist.

Nachteile der Istversteuerung

Trotz der Vorteile hat die Istversteuerung auch einige Nachteile:

  • Planungsunsicherheit: Unternehmen können Schwierigkeiten haben, ihre Umsatzsteuerverpflichtungen zu planen, da diese erst bei Zahlungseingang fällig werden.

  • Verzögerte Vorsteuerabzüge: Unternehmen können die Vorsteuer erst abziehen, wenn sie die Zahlung erhalten haben, was zu einer Verzögerung bei der Liquiditätsverbesserung führen kann.

  • Nicht für alle Unternehmen geeignet: Die Istversteuerung ist nicht für alle Unternehmen anwendbar, insbesondere nicht für größere Unternehmen, die über der Umsatzgrenze liegen.

Wer muss welche Versteuerung wählen?

Die Wahl zwischen Sollversteuerung und Istversteuerung hängt von verschiedenen Faktoren ab, die sich auf die individuelle Situation des Unternehmens auswirken. Hier sind einige wichtige Überlegungen, die Unternehmen anstellen sollten, um die richtige Versteuerungsart zu wählen:

  • Unternehmensgröße: Kleinunternehmer und Freiberufler, die unter der Umsatzgrenze von 22.000 Euro (Stand 2023) liegen, können oft die Istversteuerung wählen. Dies ermöglicht ihnen, die Umsatzsteuer erst abzuführen, wenn sie tatsächlich Zahlungen erhalten haben.

  • Branche: Unternehmen in Branchen mit langen Zahlungsfristen oder hohen Zahlungsausfällen (z.B. Baugewerbe) könnten von der Istversteuerung profitieren, da sie so ihre Liquidität besser steuern können.

  • Finanzielle Situation: Unternehmen, die häufig mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen haben, sollten die Istversteuerung in Betracht ziehen, um sicherzustellen, dass sie die Umsatzsteuer erst abführen, wenn sie das Geld tatsächlich erhalten haben.

  • Rechnungsstellung: Wenn ein Unternehmen regelmäßig Rechnungen ausstellt und eine hohe Anzahl an Zahlungen erwartet, kann die Sollversteuerung sinnvoll sein, da sie eine bessere Planung der Umsatzsteuerverpflichtungen ermöglicht.

  • Langfristige Perspektive: Unternehmen, die ein kontinuierliches Wachstum planen und in der Zukunft wahrscheinlich über die Umsatzgrenze hinausgehen werden, sollten die Sollversteuerung in Betracht ziehen, um sich auf die Anforderungen des Marktes vorzubereiten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entscheidung, welche Versteuerungsart zu wählen ist, von der individuellen Situation des Unternehmens abhängt. Unternehmen sollten ihre finanziellen Gegebenheiten, die Branche und ihre zukünftigen Pläne sorgfältig analysieren, um die beste Wahl zu treffen.

Sonderfälle und Ausnahmen

Freiberufler und Kleinunternehmer

Freiberufler und Kleinunternehmer unterliegen in Deutschland besonderen Regelungen, die es ihnen ermöglichen, von der Istversteuerung Gebrauch zu machen. Diese Regelungen sind besonders vorteilhaft, da sie es diesen Unternehmern ermöglichen, die Umsatzsteuer erst abzuführen, wenn sie tatsächlich Zahlungen erhalten haben. Kleinunternehmer, deren Umsatz im Vorjahr 22.000 Euro nicht überschreitet und im laufenden Jahr voraussichtlich 50.000 Euro nicht übersteigt, können die Kleinunternehmerregelung in Anspruch nehmen. Diese Regelung befreit sie von der Umsatzsteuerpflicht, was ihre Buchhaltung erheblich vereinfacht und die Liquidität verbessert.

Umsatzgrenze für die Istversteuerung

Die Istversteuerung ist für Unternehmen mit einem Umsatz von bis zu 600.000 Euro im Jahr möglich. Diese Grenze wurde eingeführt, um kleinen und mittleren Unternehmen einen finanziellen Spielraum zu geben. Unternehmen, die diese Umsatzgrenze überschreiten, sind verpflichtet, die Sollversteuerung anzuwenden. Die Möglichkeit, die Istversteuerung zu wählen, bietet Unternehmen, die mit schwankenden Einnahmen arbeiten, eine bessere Kontrolle über ihre Liquidität, da sie die Umsatzsteuer erst abführen müssen, wenn sie das Geld tatsächlich erhalten haben.

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Wie beantrage ich die jeweilige Versteuerungsart?

Die Beantragung der Soll- oder Istversteuerung erfolgt in mehreren Schritten. Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, die Ihnen hilft, den Prozess zu verstehen:

  • Prüfen Sie Ihre Berechtigung: Bevor Sie einen Antrag stellen, sollten Sie sicherstellen, dass Sie die Voraussetzungen für die gewünschte Versteuerungsart erfüllen. Kleinunternehmer und Freiberufler können oft die Istversteuerung wählen, während größere Unternehmen in der Regel die Sollversteuerung anwenden müssen.

  • Formular ausfüllen: Um die Versteuerungsart zu beantragen, müssen Sie das entsprechende Formular beim Finanzamt ausfüllen. In Deutschland ist dies meist das Formular zur „Umsatzsteuer-Voranmeldung“ oder ein spezieller Antrag auf Istversteuerung.

  • Unterlagen beifügen: Fügen Sie alle erforderlichen Unterlagen bei, die Ihre Berechtigung zur Wahl der Versteuerungsart unterstützen. Dazu können Nachweise über Ihre Einnahmen, Rechnungen oder andere relevante Dokumente gehören.

  • Einreichung beim Finanzamt: Reichen Sie das ausgefüllte Formular und die Unterlagen beim zuständigen Finanzamt ein. Dies kann in der Regel sowohl in Papierform als auch elektronisch erfolgen.

  • Bestätigung abwarten: Nach der Einreichung müssen Sie auf die Bestätigung Ihres Antrags warten. Das Finanzamt wird Ihnen mitteilen, ob Ihr Antrag genehmigt wurde oder ob weitere Informationen benötigt werden.

  • Auf Änderungen achten: Beachten Sie, dass Änderungen in Ihrer Unternehmenssituation oder bei den Umsatzgrenzen dazu führen können, dass Sie Ihre Versteuerungsart ändern müssen. Halten Sie sich über aktuelle Regelungen und Fristen auf dem Laufenden.

Die Beantragung der Soll- oder Istversteuerung ist ein wichtiger Schritt für jedes Unternehmen. Eine sorgfältige Vorbereitung und die Einhaltung der erforderlichen Schritte können dazu beitragen, dass der Prozess reibungslos verläuft.

Wie kann ich von der Soll- zur Istversteuerung wechseln?

Der Wechsel von der Sollversteuerung zur Istversteuerung kann für Unternehmen von Vorteil sein, die ihre Liquidität verbessern möchten oder Schwierigkeiten haben, die Umsatzsteuer abzuführen, bevor sie die Zahlung von ihren Kunden erhalten haben. Hier sind die Schritte und Informationen, die Sie beachten sollten, wenn Sie einen Wechsel in Betracht ziehen:

  • Überprüfen Sie die Voraussetzungen: Stellen Sie sicher, dass Ihr Unternehmen die Voraussetzungen für die Istversteuerung erfüllt. In der Regel müssen Sie unter der Umsatzgrenze von 600.000 Euro liegen und die Istversteuerung muss für Ihre Branche geeignet sein.

  • Beratung einholen: Es kann hilfreich sein, einen Steuerberater zu konsultieren, um die Auswirkungen des Wechsels auf Ihre Steuerpflichten und Ihre Buchhaltung zu verstehen. Ein Fachmann kann Ihnen helfen, die beste Entscheidung für Ihr Unternehmen zu treffen.

  • Beantragen Sie den Wechsel: Um den Wechsel von der Soll- zur Istversteuerung zu beantragen, müssen Sie das entsprechende Formular beim Finanzamt einreichen. Dies kann in der Regel über das Online-Portal des Finanzamtes oder in Papierform erfolgen.

  • Bestätigung abwarten: Nachdem Sie Ihren Antrag eingereicht haben, müssen Sie auf die Bestätigung des Finanzamtes warten. Das Finanzamt wird Ihnen mitteilen, ob Ihr Antrag genehmigt wurde und ab wann die Istversteuerung für Sie gilt.

  • Buchhaltung anpassen: Nach Genehmigung des Wechsels sollten Sie Ihre Buchhaltungsprozesse anpassen, um sicherzustellen, dass die Umsatzsteuer erst bei Zahlungseingang erfasst wird. Dies kann auch eine Schulung Ihrer Mitarbeiter erfordern, um sicherzustellen, dass alle über die neuen Verfahren informiert sind.

Der Wechsel von der Sollversteuerung zur Istversteuerung kann Ihrem Unternehmen helfen, die finanzielle Flexibilität zu erhöhen und die Liquidität zu verbessern. Es ist jedoch wichtig, alle Schritte sorgfältig zu planen und sich über die notwendigen Anforderungen und Prozesse zu informieren.

Häufige Fragen

In diesem Abschnitt beantworten wir häufige Fragen zur Soll- und Istversteuerung, um Ihnen ein besseres Verständnis dieser beiden Versteuerungsarten zu vermitteln:

  1. Was ist der Hauptunterschied zwischen Sollversteuerung und Istversteuerung?
    Der Hauptunterschied besteht darin, wann die Umsatzsteuer fällig wird. Bei der Sollversteuerung wird die Umsatzsteuer zum Zeitpunkt der Rechnungsstellung fällig, während sie bei der Istversteuerung erst fällig wird, wenn die Zahlung vom Kunden eingegangen ist.

  2. Wer sollte die Istversteuerung wählen?
    Die Istversteuerung ist besonders vorteilhaft für kleine Unternehmen, Freiberufler und solche, die mit unregelmäßigen Zahlungen oder langen Zahlungsfristen zu kämpfen haben. Diese Methode hilft, die Liquidität zu verbessern, da die Umsatzsteuer erst abzuführen ist, wenn das Geld tatsächlich erhalten wurde.

  3. Gibt es Umsatzgrenzen für die Istversteuerung?
    Ja, Unternehmen, die die Istversteuerung anwenden möchten, müssen unter der Umsatzgrenze von 600.000 Euro pro Jahr liegen. Kleinunternehmer, die die Kleinunternehmerregelung in Anspruch nehmen, können unter bestimmten Voraussetzungen auch von der Umsatzsteuer befreit sein.

  4. Kann ich jederzeit zwischen Soll- und Istversteuerung wechseln?
    Der Wechsel zwischen den beiden Versteuerungsarten ist möglich, jedoch müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Unternehmen sollten die Entscheidung sorgfältig abwägen und gegebenenfalls einen Steuerberater konsultieren, um die besten Optionen zu prüfen.

  5. Welche Unterlagen benötige ich für die Beantragung der Istversteuerung?
    Für die Beantragung der Istversteuerung sind in der Regel das ausgefüllte Antragsformular sowie Nachweise über die Unternehmensstruktur und die Umsatzgrenzen erforderlich. Es ist ratsam, alle relevanten Unterlagen bereitzuhalten, um den Antrag reibungslos einzureichen.

Wenn Sie weitere Fragen zur Soll- und Istversteuerung haben, zögern Sie nicht, sich an einen Steuerberater zu wenden, um individuelle Beratung zu erhalten.

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